Aus unserer Geschichte

Der Brand von 1672

Der große Brand von Driedorf am 21. Juni 1672

Dank der Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Gott­fried Hatzfeld in dem Sterbebuch des Kirchspiels Driedorf vom Jahre 1671—1746 können wir uns ein gutes Bild von diesem entsetzlichen Brandunglück machen, das hier mit den eigenen Worten Hftzfelds beschrieben werden soll:

,,21. Juni 1672 umb mittag zwischen 12 und 1 auff Albany anno 16 mei ministeriii war ein Freytag.

Hat der gerechte Gott dies Stättlein Driedorf mit einer grausamen Feuersbrunst heimgesucht, in welcher hundert und acht Bau, benebst der Kirch und Schloss in die Asche gerathen und in Rauch aufgeflogen. Das Feuer hat sich erhoben auf dem Schloss und weil da­zumal auch schon etliche Tage zuvor ein überaus star­ker und ungewöhnlicher Wind ging, ist das Feuer von dem Wind von dem Schloss herunter über den gant-zen Flecken geführet worden, dass in einer halben Stunde oder aufs längst einer Stunde, der gantze Flecken abgebrannt, also dass im Geringsten nichts „übriggeblieben als nur ein neu unausgebautes Haus dahinder bei dem Brunnen und das Bäckers Hauß da­selbst, wie auch eine alte Scheuer daselbst. Die armen Leut haben nichts öder gar wenig auß ihren Häusern gebracht. Zu allem Unglück bin ich nicht einheimisch gewesen, sondern zu Gusternhain ein Leychpredigt gehalten, als ich aber nach Hauß kommen lag schon alles in der Asche. Meine Frau und Kinder hatten ein wenig Kleider und Leintuch herausgebracht wie auch zwey Bett. Aber alle meine Bücher, manuscripta und Schuldbriefe, wie auch all mein Hausrath nihil ex-cepto (nichts ausgenommen) Fleisch und andere vicn tualien (Lebensmittel), womit ich Gott Lob ziemlich versehen war, auch 40 malter Frucht, ist alles mitein­ander verbrannt. Ihrer Fürstl. seind auf dem Schloss 6 Pferde verbrant, davon eines dem Herrn Hofmeister gewesen.

Die schöne neue Kirch auf dem Schloss, welche anno 1660 erbaut und auf Sophiaemden 15. May von mir inauguriert und in volkreicher Versammlung grosser Fürsten und Herren und sehr viel gemeinen Volks, wie auch der Herren Professores zu Herborn eingeweiht worden, in welcher auch meine Tochter Sophia Elisa-betha zu aller erst getauft wurde, vor den Durchlauch. Fürsten und Herrn Fürst Ludwig Henrich und den Fürstl. Fräulein Elisabetha und Fräulein Sophia mit diesem Namen genannt worden ist zwar erhalten wor­den, weil aber das Dach und oberste Bühne abge-brand und darauf sehr angefangen zu regnen, ist das Wasser allbreit hinunder in die Kirche gefallen und wird sonder Zweifel auch nun allbreit verfallen. Was von Menschen beschedigt worden in diesem Brand sonderlich, welche tod geblieben findesten in dem To-tenprotokol.

 

Es sind auch in diesem Brand die vier Kirchenglocken zerschmoltzen und heruntergefallen. Sehr viel Vieh sonder von Schweinen ist verbrand. Summa es war ein solcher Jammer in dem Flecken, daß nit zu sagen: Die Thor brannten alle, dass kein Mensch aüß oder ein konnte kommen und zu allem Glück hatten die Mau­rer in Driesch Garten an der Stadtmauer gearbeitet, über solches Gerüste musste man auf und ab steigen.


Die Kirchenprotokol, welche H. Godfried Haidfeld angefangen und allerhand merkwürdige Sachen dar­innen verzeichnet, sind gleichfalls verbrannd.“

 

(Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Gottfried Hatzfeld im„Sterbebuch des Kirchspiels Driedorf vom Jahre 1671 – 1746“; abgedruck in „Hui Wäller“, S. 185f.)