Unsere Aktivitäten

im Jahre 2016

Eskursion

beim oberen Schlossturm

Vortrag

Christiane von Gerz, Von Liebe, Pflicht und Ehebruch

Von Liebe, Pflicht und Ehebruch

 

Driedorf – Münchhausen

 

Im gut besuchten Gemeindesaal der renovierten Alten Schule von Münchhausen referierte Brigitte Funk aus Beilstein über das Leben der Christine von Diez und ihrer Mutter Anna von Sachsen.

Die Vorsitzende des HGV-Driedorf Frau Elke Simon, hatte dazu eingeladen.

 

Als passionierte Ahnenforscherin hat Frau Funk die Stationen der beiden Prinzessinen im heimischen Raum und die verwandtschaftlichen Beziehungen im Lahn-Dill-Kreis bzw. Westerwald recherchiert.

 

Wilhelm von Oranien 1533 in Dillenburg geboren und Anna von Sachsen 1544 in Dresden geboren, heirateten im Jahr 1561 in Leipzig. Sie lebten auf der Burg in Breda. Anna war Vollweise und zu dieser Zeit die reichste Frau in Europa.

Da Wilhelm mehr an ihrem Mitgift interessiert war, als an ihr, begann schon nach kurzen Eheglück im Jahr 1562 die ersten Streitigkeiten.

Wilhelm als Lebemann bekannt, besuchte vermutlich wieder seine diversen Geliebten. Treffen mit seinen Brüdern und Freunden hatte erste Priorität.

Anna fühlte sich verletzt und war sehr traurig. Schon im Jahr 1565 war auf allen Höfen in Deutschland und der Niederlande bekannt, dass es mit der Ehe von Wilhelm und Anna nicht zum Besten stand.

Wilhelm konnte sehr gut die Religionen instrumentalisieren. Er führte im Jahr 1566 in dem Niederlanden den calvinistischen Glauben ein.

Anna musste Breda verlassen, da König Philipp II. von Spanien den Niederlanden den Religionskrieg angesagt hatte. Für diesen hat er bis zu seinem Tod gekämpft. (Er wurde im Jahr 1684 in Delft erschossen).

Anna lebte im Schloß in Dillenburg, in einem Patrizier Haus in Köln, und im Schloß in Siegen.

Die Ausführungen wurden garniert mit zahlreichen Bildern aus historischen

Dokumenten aber auch mit zeitgenössischen Aufnahmen der zitierten Örtlichkeiten. Passend zu Stationen beider Frauen untermalte Frau Funk musikalisch die Aussagen mit Ausschnitten aus der Musical-CD (Musik von Siegfried Fietz aus Greifenstein) „Der Prinz von Dillenburg.“

 

Da Wilhelm sich von Anna trennen wollte und ihr keinen Unterhalt zahlte, wandte sich Anna an den Advokaten Jan Rubens, der in ihrer unmittelbaren Nähe wohnte. Er wurde ihr Rechtsberater und Vertrauter.

Nach mehreren Treffen mit Rubens entstand ab 1570 ein intimes Verhältnis

zu ihm. Dies hatte zur Folge, dass ihre Tochter Christine im Jahr 1571 im Schloß in Siegen geboren wurde und sofort von dem Nassauer Hofprediger Bernhard Bernhardi getauft wurde.

Diese Notlage, in der sich beide befanden, nutzten die Nassauer Grafen aus.

Jan wurde, als er Anna in Siegen besuchen wollten, bei Freudenberg festgenommen und einige Monate im Schlossgefängnis in Liebenscheid inhaftiert. Später führte man ihn am Ketzerstein vorbei nach Dillenburg, wo er im Stockhaus und in den Kasematten (Rubendkeller) über zwei Jahre in Dauerhaft saß.

Sowohl Anna als auch Rubens gestanden ihren Fehltritt. Nach mehreren Bittbriefen und einer Kaution von 800 Taler an Graf Johann VI. von Nassau Dillenburg, die seine Frau Maria hinterlegte, kam Rubens frei und zog mit ihr und den Kindern nach Siegen. Hier wurde der Halbbruder von Christine von Diez, der bekannte Maler Peter Paul Rubens im Jahr 1577geboren.

 

Anna brachte man zusammen mit ihrer Tochter Christine im Jahr 1572 in das Beilsteiner Schloß. Ihre anderen drei Kinder verwahrte man im Schloß in Dillenburg auf.

In Beilstein stand sie unter Hausarrest. Bedingt durch ihre Hormonstörungen und Depressionen hatten genau wie in Siegen die Angestellten sehr unter ihr zu leiden. Im Sommer 1575 nahm man ihr ihre Tochter ab und brachte sie auf die Dillenburg. Im gleichen Jahr im Dezember 1575 wurde Anna von ihren sächsischen Verwandten nach Dresden geholt. Hier starb sie einsam und wahnsinnig geworden hinter vergitterten Fenster und Türen im Dezember 1577.

 

Christine lebte zusammen mit ihren Cousinen im Dillenburger Schloß.

Als aber die Gemahlin von Graf Johann VI. von Nassau Dillenburg starb, entschloss dieser sich, sie im adeligen Frauenstift Keppel bei Siegen unterzubringen. Hier lebte sie 15 Jahre einsam und vergessen. Alle Korrespondenz mit ihren Verwandten half nichts. Nur durch einen Brief an ihren Halbbruder Moritz von Oranien, den die Mutter einer Mitschülerin und Freundin Emilia von Wied weiterleitete, veränderte sich ihre Situation.

Das war im Jahr 1595. Endlich holte man Christine nach Dillenburg.

Hier fügte es sich und sie lernte den Kommandanten und Burggraf Wilhelm

von Welchenengst gen. Bernkott kenne und lieben.

Sie heiratet ihn im Jahr 1597 im Schloß in Dillenburg, bekam mit ihm drei Kinder, die alle auf Dillenburg geboren wurden. Ihr Heiratsgut betrug 16.000 Gulden.

 

Hier lernte sie auch Mathias Hörle(n) kennen. Er war Keller des Vorratshauses im Schloß.

Die Autorin wies darauf hin, dass dieser ein Sohn des Kellers bzw. Schultheißen Peter Hörlen von Schloß in Liebenscheid war.

Er wurde in den 1580 Jahren auf einem Hofgut – vermutlich „Morßbrecher Hof“ – in Weissenberg geboren.

Mathias Hörle(n) besuchte auch die erste noch existente Kirchspielschule in Liebenscheid. Diese wurde im Jahr 1588 von den Nassauern errichtet.

Als Christine und ihr Mann im Jahr 1602 von einem Teil ihres Heiratsgutes, das Hofhaus in Langendernbach, von Junker Obertraut kauften, siedelten sie noch im selben Jahr dorthin um.

1615 folgte ihnen auch Mathias Hörle(n). Er wurde ihr Keller, Verwalter und Rechtsberater. Da ihr Mann Amtmann und Kommandant der gräflichen Schutzwehren war, wohnte Christine nicht nur in Langendenbach, sondern auch in der Wetterau. Im 30 jährigen Krieg flüchtete sie auch kurze Zeit mit ihren Kindern nach Andernach.

Mathias Hörle(n) verwaltet bis in die 1650 Jahre ihr Anwesen in Langendernbach. Bei ihm war es in guten Händen. Die Hörles haben viele Nachkommen auf dem Westerwald, im Lahn-Dill-Kreis und im Kreis Limburg.

 

Nachdem ihr Mann Wilhelm von Welchenengst im Jahr 1636 verstorben war und auch ihr Sohn Hans Henrich ein hochrangiger Offizier im November 1637 starb, war Christine eine gebrochene Frau.

Schon sechs Wochen später – um Weihnachten 1637 – schloss Christine von Diez bei ihrer Tochter Katharina von Quernheim in Bernfeld (Elsaß) für immer

die Augen.

Die Autorin hat zusammen mit ihrem Mann kürzlich das Hofhaus in Langendernbach besucht und mit dem jetzigen Pächter Kontakt aufgenommen.

Die liebevoll restaurierten Gemächer und historischen Gegenstände konnten als Bilder in den Vortrag eingebaut werden.

 

Wie immer man auch zu dem Prinzen von Dillenburg steht – er ist der einzige Regent aus heimischem Raum, der heute noch in einer Nationalhymne verehrt wird. Aus diesem Grund beschloß Frau Funk auch ihren Vortrag mit dem Abspielen der Holland-Hymne aus der zuvor zitierten CD, in der es um den „Wilhelmus von Nassauen geht, zu beenden.

 

 

von Helmut Funk, Beilstein

Beilstein, 10.04.2016